Schulschwierigkeiten

Der Blog star­tet mit einem The­ma, auf das ich in letz­ter Zeit immer wie­der ange­spro­chen wor­den bin: Schul­schwie­rig­kei­ten. Sor­ry für alle, die nichts mit Schul­schwie­rig­kei­ten zu tun haben. Ich ver­trös­te Sie ger­ne auf spä­ter. Wir wer­den nicht immer bei den Schul­schwie­rig­kei­ten blei­ben. Auch ande­re The­men wer­den Ihren Platz im Blog fin­den.

Als ich selbst Mut­ter eines Schul­kin­des war, brach­te mich das The­ma Schu­le immer wie­der an mei­ne Gren­ze. Damals arbei­te­te ich als Leh­re­rin und Heil­päd­ago­gin und man hät­te mei­nen kön­nen, dass dies die bes­te Vor­aus­set­zung für die schu­li­sche Beglei­tung mei­ner Toch­ter gewe­sen wäre. Aber weit gefehlt. So war es in kei­ner Hin­sicht.

Weil ich heu­te immer wie­der in Gesprä­chen mit Eltern und Kun­den die Erfah­rung mache, wie gross der Druck von Schul­schwie­rig­kei­ten auf Eltern und Kin­der sein kann, habe ich mich ent­schie­den, die­sen Blog zu star­ten. Vor­erst ein­mal mit die­sem The­ma. Wenn Sie inter­es­siert sind, freut es mich, wenn Sie Rück­mel­dun­gen geben. Und falls Ihre Kol­le­gen und Freun­din­nen auch dar­an inter­es­siert sind, freut es mich, wenn Sie sie auf den Blog hin­wei­sen.

Zurück zu mei­nen eige­nen Erfah­run­gen als Mut­ter. Es ist nicht gera­de ein Kapi­tel, auf das ich beson­ders stolz bin. Mei­ne Toch­ter hät­te eini­ges dazu zu erzäh­len. Rück­gän­gig machen kann ich die Sache nicht mehr. Was ich aber kann, ist mein Wis­sen und mei­ne Pra­xis­er­fah­rung als Mut­ter und Men­tal­coach mit Ihnen zu tei­len. Viel­leicht gibt Ihnen das etwas Inspi­ra­ti­on zum eige­nen Umgang mit Ihrem Kind und dem The­ma Schu­le. Das kann Ihnen viel­leicht hel­fen, in her­aus­for­dern­den Situa­tio­nen das Gefühl des Allein­seins zu auf­zu­bre­chen.

In der Zwi­schen­zeit habe ich vie­les gelernt. Es ist mir klar gewor­den, wie Erfah­run­gen die Ver­schal­tun­gen im Gehirn prä­gen. Und was mir auch klar gewor­den ist – dies zwar nicht durch ein Stu­di­um, son­dern ein­fach durch prak­ti­sche Erfah­run­gen – ist dass wir als Eltern immer mit­ten­drin ste­cken, wenn es um unser Kind geht. Es fehlt die Distanz. Wir sind oft mit­ten im Stress­mo­dus – eine ungüns­ti­ge Aus­gangs­la­ge, um die The­ma­tik res­sour­cen­voll anzu­ge­hen. Des­halb ist es wich­tig, dass wir den Pro­blem­fo­kus wie­der öff­nen für alles Ande­re, was auch noch da ist: Da ist doch zuerst Ihr ein­zig­ar­ti­ges Kind, das sei­ne eige­ne Wesens­art in die Welt bringt. Da ist auch eine Bezie­hung, die nicht nur von Schul­schwie­rig­kei­ten geprägt wer­den darf.

Wenn ich an mei­ne eige­nen Erfah­run­gen von damals den­ke, dann sehe ich, dass mir zeit­wei­se mei­ne Locker­heit abhan­den gekom­men ist und dass ich dadurch den Druck auf mei­ne Toch­ter gera­de­zu noch ver­stärk­te. Aus heu­ti­ger Sicht als Men­tal­coach kann ich sagen, dass ich mich selbst mit dem Anspruch eine per­fek­te Mut­ter zu sein kom­plett über­for­dert hat­te. Heu­te weiss ich, dass es nicht dar­um geht, per­fekt zu sein – weder als Eltern, noch als Kind. Viel­mehr geht es um die Leben­dig­keit. Doch wie kann Leben­dig­keit in Stress­si­tua­tio­nen erhal­ten blei­ben? Dazu gebe ich Ihnen ger­ne ein paar Hin­wei­se, die sich in mei­ner Pra­xis immer wie­der bewährt haben:

Schul­schwie­rig­kei­ten haben das Poten­zi­al, uns zur Ver­zweif­lung zu brin­gen. Hier heisst es vor allem, einen küh­len Kopf zu bewah­ren. Zuerst geht es ganz ein­fach dar­um zu erken­nen, dass Ihr Kind trotz Schul­schwie­rig­kei­ten ein­zig­ar­tig ist und über ganz eige­ne Talen­te ver­fügt, die es dann wert­voll in die Gesell­schaft ein­brin­gen kann, wenn die­se Wert­schät­zung erfah­ren. Es ist des­halb von grund­le­gen­der Wich­tig­keit, dass Sie das Bewusst­sein der Ein­zig­ar­tig­keit Ihres Kin­des nie ver­lie­ren und es NICHT mit andern Kin­dern ver­glei­chen. Das kann gera­de in schwie­ri­gen Pha­sen eine ech­te Her­aus­for­de­rung sein.

Ich kann Ihnen zwar kei­ne all­ge­mein gül­ti­gen Rezep­te geben, möch­te Sie aber ermu­ti­gen, dem Druck, der auf ihrem Kind las­tet, mit Ihrer eige­nen Hal­tung von För­de­rung zu begeg­nen. Damit geben Sie Ihrem Kind Halt und bie­ten ihm den not­wen­di­gen Schutz, den es braucht, um gedei­hen zu kön­nen.

Neh­men Sie die Schul­schwie­rig­kei­ten Ihres Kin­des als Wachs­tums­chan­cen für sich selbst und für Ihr Kind. Ich selbst habe fest­ge­stellt, wie ent­schei­dend mei­ne Hal­tung als Erzie­hen­de für das Kind ist. Viel­leicht sind die unten­ste­hen­den Fra­gen hilf­reich, um den Fokus vom Pro­blem weg auf Sie selbst und auf die Res­sour­cen zu len­ken.

  • Wel­ches Geschenk bringt mein Kind in die Welt?
  • Wel­che beson­de­ren Eigen­schaf­ten zeich­nen mein Kind aus?
  • Was sind mei­ne drei wich­tigs­ten Zie­le in der Erzie­hung mei­nes Kin­des?
  • Was sind die drei wich­tigs­ten Din­ge, die ich mir für das Leben mei­nes Kin­des wün­sche?
  • Wie kann ich mit mei­nem Vor­le­ben die­se „Din­ge“ för­dern?
  • Wel­che gemein­sa­men Akti­vi­tä­ten machen mir und mei­nem Kind Spass und wie könn­te ich die­se för­dern?

3 Kommentare zu «Schulschwierigkeiten»

  1. Wir sind gera­de in der Situa­ti­on, dass wir wegen des Ver­hal­tens unse­res Soh­nes in der Schu­le - 1. Klas­se Gym­na­si­um - in die Schu­le zitiert wur­den. Grund: er stört mit sei­nem Ver­hal­ten den Unter­richt. Des­halb sind wir auf der Suche und in der im Blog beschrie­be­nen Situa­ti­on, dass wir uns fra­gen, wo sol­len wir anset­zen, was sind die Aus­lö­ser - umso schö­ner die­sen Blog gefun­den zu haben 😉
    Klar, wir lie­ben unse­ren Sohn, sind stolz auf ihn, ermög­li­chen ihm sei­nen Nei­gun­gen nach­zu­ge­hen zB Fischen.
    Klar ist auch, dass ich als Vater (alter Prä­gung) stren­ger mit ihm umge­he als mei­ne Frau. Möch­te ihn ja för­dern und anlei­ten, damit er einen guten Weg macht . Schen­ke ihm auch ver­trau­en, dass er sei­nen Weg fin­det. Und den­noch: er ist unkon­zen­triert im Unter­richt, lässt sich leicht ablen­ken, arbei­tet nicht mit, treibt mit eini­gen sei­ner Kol­le­gen Unfug - ja, habe ich auch gemacht in mei­ner Schul­zeit aber auch damit auf­ge­hört, wenn es an der Zeit war. Jeden­falls stört er den Unter­richt mehr als es offen­sicht­lich ver­trägt - Klas­sen­buch­ein­tra­gun­gen lesen sich fast wie ein Tage­buch.
    Natür­lich möch­ten wir wis­sen, war­um das so ist und was wir tun kön­nen, um unse­ren Sohn gut zu beglei­ten, ihn durch Vor­bild zu moti­vie­ren sich in der Schu­le und auch sonst zu ver­hal­ten, dass er einer­seits sei­nen Ent­de­ckungs­drang aus­le­ben kann, Spass hat aber auch weiss, wann Mit­ar­beit, Respekt uä gefragt sind, dass es auch not­wen­dig ist Regeln ein­zu­hal­ten.
    Dass vie­le Gleich­alt­ri­ge Cha­os in ihrem Zim­mer haben ist mir bewusst und den­noch sehe ich es als Zei­chen, wie es in ihm selbst aus­sieht - unauf­ge­räumt.
    Einer­seits möch­te ich nicht nun gleich zum Psych­ia­ter mit unse­rem Sohn 😉 ande­rer­seits weiss ich aber, dass es für mich, für uns wich­tig ist, eine Aus­sen­sicht, Aus­tausch zu erhal­ten, wie unser Sohn aus dem Fahr­was­ser, in dem er sich offen­sicht­lich befin­det, her­aus kom­men kann und sei­ne Stär­ken mehr ein­brin­gen.
    Span­nend jeden­falls, wie sich Kin­der ent­wi­ckeln, wie unter­schied­lich sie sind, ein­zig­ar­tig.

    1. Lie­ber Her­bert

      Dan­ke für das Tei­len dei­ner Gedan­ken, aus denen ich dei­ne Sor­ge um die Ent­wick­lung dei­nes Soh­nes erken­nen kann. Ger­ne neh­me ich dei­nen Bei­trag als Impuls für die­sen Blog auf. Es ist mir aber wich­tig zu beto­nen, dass ich nicht in der Lage bin, kon­kre­te Bera­tung über den Blog anzu­bie­ten. Den­noch inspi­riert mich dein Bei­trag zu den nach­fol­gen­den Über­le­gun­gen, die viel­leicht auch für ande­re anre­gend sein kön­nen. Ich neh­me hier dei­nen Begriff vom „Fahr­was­ser“ auf und erwei­te­re ihn mit einer See­fah­rer­me­ta­pher.

      Bio­lo­gisch gese­hen sind Jugend­li­che ab ca. 13 Jah­ren zeu­gungs­fä­hig und dem­zu­fol­ge erwach­sen. Bio­lo­gisch gese­hen, wohl­ver­stan­den. Die­ser Aus­gangs­la­ge wer­den wir gesell­schaft­lich wenig gerecht. Als Schü­ler haben die­se „jun­gen Erwach­se­nen“ sich in einem Sys­tem ein­zu­ord­nen, in dem sie gesell­schaft­lich wenig Ver­ant­wor­tung über­neh­men kön­nen.

      Erwach­sen wer­den heisst, als Kapi­tän das Steu­ern des Boo­tes mehr und mehr selbst zu über­neh­men, selbst das Ziel zu bestim­men und selbst aus einem ungüns­ti­gen Fahr­was­ser her­aus­zu­fin­den. Als Eltern ste­hen wir immer mehr in der Bera­ter­rol­le neben dem Steu­er. Je bes­ser die Bezie­hung zwi­schen uns und den Jung­ka­pi­tä­nen, des­to mehr wer­den wir als Bera­ter bei­gezo­gen.

      Gesetz­lich ist es zwar so, dass immer noch wir als Eltern die Ver­ant­wor­tung für das Boot haben. Dies soll die Jung­ka­pi­tä­ne ein­zig und allein vor Schiff­bruch bewah­ren. Die Bestim­mung des Ziels liegt nun aber bei die­sen. Wenn wir mei­nen, dass das Fahr­was­ser ungüns­tig sei, kön­nen wir unse­re Wahr­neh­mung mit­tei­len. Unse­re Fra­gen kön­nen den Jung­ka­pi­tän unter­stüt­zen, Klar­heit zu bekom­men.
      Z. B. „Bringt dich die­ses Fahr­was­ser zu dei­nem Ziel?“
      Damit signa­li­sie­ren wir einer­seits, dass wir die aktu­el­le Situa­ti­on mit­be­ob­ach­ten, and­rer­seits, dass die Ver­ant­wor­tung für das Errei­chen des Ziels kon­se­quen­ter­wei­se beim Jungkapitän/ bei der Jung­ka­pi­tä­nin liegt.

      Mir scheint, die Über­ga­be des Steu­ers an den Jung­ka­pi­tän kön­ne mit ehr­li­chen und wohl­wol­len­den Fra­gen bes­ser gelin­gen, als ein dau­ern­des Kor­ri­gie­ren und Hin­wei­sen auf Feh­ler. In die­sem Sin­ne wün­sche ich euch „Schiff ahoi!“ und stets eine erfri­schen­de Bri­se auf eurem span­nen­den Kurs.

      1. Lie­be Cathe­ri­ne!
        Dan­ke für Dei­ne Ant­wort die mir zeigt, dass es kei­ne "Rezep­te" braucht, kei­ne Hand­lungs­an­lei­tun­gen nach Sche­ma, denn es stimmt, jedes Kin­der, jeder Mensch ist ein­zig­ar­tig.
        Viel­mehr haben Dei­ne Aus­füh­run­gen mir vor Augen geführt, wie wich­tig es ist zu ver­trau­en, Geduld auf­zu­brin­gen, in mei­nem Fall für unse­ren Sohn da zu sein, hin­ter ihm und ihm zur Sei­te zu ste­hen und doch Impul­se zu set­zen ohne Erwar­tun­gen.
        Bin sehr froh um Dei­ne Erfah­rung und Sicht der Din­ge, Dei­nen Impuls!

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